Der weite Weg zu einer CD-Produktion
Vor fünf Jahren begann mein zweites Kuhlau-CD-Abenteuer. Da habe ich in meinem damaligen Wohnort Hamarøy, einer Naturperle, dem sogenannten «Abenteuerland» in Nord-Norwegen, den Entschluss gefasst mich den grossen Klavierwerken des Komponisten zu nähern. Zunächst wirkten die Noten auf mich abschreckend. Es waren sehr viele, und irgendwie hatte sich das Vorurteil in mir festgesetzt dass diese auf leere Virtuosität schliessen lassen, also der notwendigen Übezeit nicht wert seien.
Das war 1994, also vor 24 Jahren, als ich mich für meine erste CD-Einspielung in Bibliotheken in Kopenhagen und München auf die Suche nach «gut aussehenden» Noten der Solo-Klavierwerke Kuhlau’s machte. Zu hören waren sie für mich nur soweit meine Vorstellungskraft reichte. Einspielungen der meisten Klavierwerke Kuhlau’s gab es nicht, bzw. waren für mich nicht unmittelbar zugänglich. Youtube wurde erste elf Jahre später erfunden.
Im Juni 2013, kurz nachdem ich meinem damaligen Chef an der Musikk- og Kulturskole Hamarøy Eirik Stensland meinen Entschluss mitgeteilt habe und gleichzeitig mit dem Üben zweier grosser Klaviersonaten Kuhlau’s begonnen hatte, bekam ich die Nachricht dass das Label Naxos Norway Interesse an einer Kuhlau-CD hat. Eirik Stensland hatte kurzentschlossen bei Naxos angefragt und eine positive Antwort erhalten, somit das Projekt initiiert.
Damit hiess es Fördermittelanträge für die kostspielige Produktion zu beantragen. In grossem Umfang Hamarøy Kommune und Sparebank 1 Nord-Norge Kulturnæringsstiftelse, aber in auch gar nicht geringem Umfang Hamsuncenter, Hamarøy Fiskecamping (Hans Petter Christensen) und Bjørn Erik Olsen haben zu einem Beitrag zur CD-Produktion ja gesagt, so dass es mir gelang meinen Traum einer neuen Kuhlau-CD zu verwirklichen.
Nun war es an der Zeit die gewählten zwei grossen Klaviersonaten zur Konzertreife zu bringen bevor sie auf einer CD verewigt werden konnten. Die technischen Anforderungen waren nicht gering - tatsächlich haben beide Werke in grossen Teilen Etüden-Charakter - so dass ich zeitweise am Sinn und Zeitplan des Projektes zweifelte. Doch die dann folgenden Aufführungen in der Galerie Tranøy, der Kirche und dem Hamsunsenter auf der Halbinsel Hamarøy beflügelten das Projekt wieder, weil hier nach abgeschlossener Einstudierungsphase offenbar wurde, dass die Musik auch gleichzeitig musikalische Tiefe, Ausgereiftheit und Genialität aufweist, die ich beim ersten Blick auf die Noten nicht erwartete.
Das Spielen der zwei Sonaten wurden für mich zu einer Selbstverständlichkeit so dass alle Absprachen zur Aufnahme getroffen wurden. An vier von fünf geplanten Tagen im Kultursaal des Hamsuncenters war es vollbracht. Der gefragte Produzent Sean Lewis, der extra aus Asker ins «Abenteurland» Hamarøy angereist war, sorgte vom ersten Moment an für die richtige Stimmung und Konzentration bei den Aufnahmen.
Nun dauerte es ein Jahr bis die Produktion des Masters an der Reihe war und fertiggestellt werden konnte, sowie fast drei weitere Jahre bis die notwendigen Vorbereitungen für die Bekanntgabe eines Datums zur internationale Herausgabe abgeschlossen waren. Der sogenannte Street Day ist der 9. November diesen Jahres, einen Tag vor meinem schon vorher geplanten Arctic Light Konzert in der Ishavskathedrale in Tromsø. Somit ist dieses Konzert mit dem Thema Nordlicht nun auch gleichzeitig ein Release-Konzert der neuen Kuhlau-CD. Was für ein glücklicher Zufall, für den allerdings die Naxos Music Group ein wenig nachgeholfen hat.
Allen erwähnten Personen und Institutionen bin ich zutiefst dankbar, und Kuhlau wäre es wahrscheinlich auch. Seine grossen Klavierwerke werden bis heute merkwürdigerweise durch die kleinen und bei Klavierschülern in der ganzen Welt bekannten Sonatinen überschattet.
Es ist schon jetzt möglich sich eine Karte für den einstündigen Klavierabend in der Ishavskathedrale zu sichern:
https://www.aurorabillett.no/tromsoe/arctic-light-konsert/ bzw.
https://www.aurorabillett.no/billett/?showId=992933
Die zu hörende fast halbstündigen Sonate op.8a von Friedrich Kuhlau ist auf der CD erstmals eingespielt. Zudem erklingt im Konzert in Tromsø zum ersten Mal live in Europa das Nordlicht-inspirierte Werk James Romig’s «Time seems to pass», eine musikalische Meditation, in der die Zeit für dreizehn Minuten gefühlt zum Stillstand kommt.