Es gibt meiner Ansicht nach keine Argumente mehr gegen den Einsatz elektrischer Instrumente als Übeinstrument zumindest komplementär, ausser dass diese abhängig von Strom sind. Moderne elektrische Klaviere mit 88 gewichteten Tasten sind in allen Preisklassen brauchbar. Sie sind im Klang annähernd so gut wie Klaviermusik, die von einer CD abgespielt wird. Damit meine ich nicht die Wiedergabe durch die eingebauten Lautsprecher, die die Nebengeräusche der Tastatur nicht überdecken können, sondern das Klangerlebnis mit Kopfhörern.
Das Spielen elektrischer Klaviere wirkt, besonders mit Kopfhörern, perfekt aber doch unangenehm. Ein Roland-Vertreter sagte mir schon 1995 dass das Üben auf elektrischen Klavieren messbar bessere Ergebnisse erzeugt. Das überzeugte mich wenig, obwohl er es gut mit der Ausgeglichenheit des Anschlags aller Tasten, Gewichtung und Klang betreffend, begründete.
Heute weiss ich dass es eine Frage der Gewöhnung ist. „Echte“ Klaviere sind so fehlerbehaftet wie das eigene Spiel, elektrische hingegen spornen zu mehr Perfektion an. Das ist ein Vorteil, auch wenn diese kein Selbstzweck ist und zu viel Streben danach oft eher das Gegenteil bewirkt.
Aber mal ehrlich: Wer strebt nicht ein fehlerloses, ausgeglichenes Spiel an?Jedes Üben ist davon mehr oder weniger geprägt. Wenig ärgert mehr wenn ein Ton nicht getroffen wird und damit ein musikalischer Zusammenhang gestört oder eine besondere Stimmung zerstört wird.