Musik, Natur und Zeit
Selbst zu komponieren ist für viele Musiker im Bereiche der klassischen Musik keine Selbstverständlichkeit. Die grossen Komponisten der Vergangenheit, deren Werke man teilweise jahrelang übt und spielt, sind dem Pianisten wie Heilige, womit es einem nahezu frevelhaft erscheint es selbst zu probieren. Bei mir hat erst der Kontakt mit lebenden Komponisten der zeitgenössischen klassischen Musik mein «Weltbild» verändert. Bei unter anderem Kursen für zeitgenössische Musik und Unterrichtseinheiten direkt mit dem jeweiligen Komponisten, habe ich allmählich entdeckt: Sie sind Menschen „wie du und ich», haben aber ein auffallend starkes Interesse an Konstruktionen in der Musik. Durch das Verständnis des Zusammenhangs von Aufbau und Wirkung einer Komposition kann der Wunsch eigene Werke zu «bauen» wachsen, stellte ich fest und probierte es schliesslich selbst.
Die Inspiration liess auf sich warten, aber als die erste kleine Komposition fertiggestellt war ging es schneller. Nun bin ich so weit dass ich auch längere Kompositionen ausprobiere. Komponisten wie z.B. James Romig, der sich durch die Natur inspirieren lässt und mit «Time seems to pass» eine 13-minütige ergreifende musikalische Meditation entwirft, sind mir Vorbild wie man auch in der heutigen, durch Industrie und Technik teilweise recht unromantisch gewordenen Zeit,
ein längeres Musikstück erfinden kann.
Die Natur hat in sich so viel Schönheit, dass es oft reicht ihr ein Spiegelbild in Notenschrift zu geben, was jedoch für sowohl Komponisten wie auch Interpreten leichter gesagt als getan ist. Jede geniale Komposition und deren Wiedergabe bedarf harter Arbeit, enorm viel Hintergrundwissen und 99,9 % Perfektion bei der Ausführung. Die Herausforderung ist die Zeit für diese Arbeit zu finden.
Apropos Zeit, der Titel der Komposition von James Romig ist vielsagend: «Time seems to pass». Wenn die «Zeit scheinbar vorübergeht» und eigentlich still steht, was ja auch Einstein‘s Relativitätstheorie nahelegt, dann steht ja die Zeit dem Komponieren nicht mehr im Wege, oder? In jedem Fall nicht in den Augenblicken in denen subjektiv die Zeit anzuhalten scheint.
Am 10. November, um 19:30 Uhr spiele ich in der Ishavskathedrale in Tromsø neben Teilen meiner am Tag zuvor erscheinenden CD mit zwei grossen Klaviersonaten von Friedrich Kuhlau, herausgegeben von der Naxos Music Group, auch sowohl «Time seems to pass» von James Romig als Europa-Premiere als auch zwei meiner Miniaturen.
https://www.aurorabillett.no/billett/?showId=992933